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Klasse 5 – Die sieben Wölflein – Märchen frei nach Heinz Kunze

Es war einmal in einem dunklen Wald, in einem großen, schönen Haus… Da lebte der Wolf mit seinen sieben Kindern. Das erste Wölflein hieß Walf, das zweite Wulf, das dritte Welf, das vierte hieß Wilf, das fünfte Wolf, das sechste Wülf und das siebente, das kleinste Wölflein nannte man Wolfi.

Eines Tages rief Vater Wolf seine sieben Söhne herbei und sprach: „Meine lieben Kinder, ich muss in die Stadt, um Besorgungen zu machen. Bitte verriegelt die Tür hinter mir und lasst niemanden herein. Ihr wisst ja, im Wald haust auch die böse, alte Geiß. Sie will sich schon lange an mir rächen…“
Walf sprach: „Ja, lieber Vati, das versprechen wir.“
„Wir lassen die Tür fest zu“, sagte auch Wulf.
Wülf, der ängstlichste unter ihnen, fragte: „Aber wie erkennen wir, wenn es klopft, ob du nach Hause kommst oder die böse Geiß vor der Türe steht?“
„Na“, sprach der Vater: „Ihr erkennt mich an meiner tiefen, rauen Stimme…“
Da rief Wilf: „Das ist gut. Deine tiefe, raue Stimme erkennen wir bestimmt.“
So ging Vater Wolf ruhigen Gewissens mit dem großen Weidenkorb auf dem Rücken davon und die Wölflein verriegelten artig die Türe.

Kurze Zeit später klopfte es tatsächlich und eine feine Stimme sprach: „Macht mir auf ihr lieben Kinder, euer lieber Vater ist da und hat jedem von euch etwas mitgebracht.“
Aber an der hohen Stimme erkannten die Jungs, dass es die böse Geiß war und Walf rief: „Wir machen nicht auf, du bist unser lieber Vater nicht, du bist die böse Geiß. Deine Stimme ist viel zu hoch und fein!“
Wütend trat da die alte Geiß gegen die Tür, meckerte und trabte nachdenklich davon.
Sie ging zum Köhler und sagte: „Gib mir ein Stück Kohle, sonst spieße ich dich auf meine Hörner.“ Der Köhler ahnte, dass die Geiß nichts Gutes im Schilde führte, schlotterte jedoch vor Angst aufgespießt zu werden und gab der Alten ein Stück Kohle. Diese fraß sie gierig auf und ging flugs zurück zum Wolfsheim. Dort klopfte sie erneut und brummte: „Macht mir auf ihr lieben Kinder, euer lieber Vater ist da und hat jedem von euch etwas mitgebracht.“
„Oh, das ist die Stimme von unserem lieben Vati“, jauchzte Wolf, „wart nur, ich lass dich gleich herein…“
Doch Wülf, der immer etwas ängstlich war, rief: „Halt, halt, lass dir erst seine Pfote zeigen, vielleicht stimmt es doch nicht…“
Und da legte die alte, böse Geiß ihre weiße Hufe ins Fenster.
Wolf schrie entsetzt: „Wir machen nicht auf! Du bist unser Vater nicht, du bist die böse Geiß, die Geiß bist du!“
Da meckerte die wütende Geiß und zog grübelnd davon. Sie ging ein zweites Mal zum Köhler und verlangte Kohlenstaub von ihm. Damit rieb sie sich die Beine und die Hufe ein und klopfte erneut an des Wolfes Haus.
„Macht mir auf ihr lieben Kinder, euer lieber Vater ist da und hat jedem von euch etwas mitgebracht.“
Wilf rief: „Zeig uns erst deine Pfote.“
Die Geiß schwang ihre schwarze Hufe aufs Fensterbrett und zeigte sie.
Überzeugt davon, ihr Vater wäre draußen, öffnete Wilf freudestrahlend die Tür.

Sofort sprang die meckernde Geiß herein und packte Wilf mit ihren Hörnern.
Sie schleuderte ihn „wumms“ hoch in die Baumwipfel, wo er einstweilen hängen blieb. Die andere Wolfsjungen waren schrecklich entsetzt und versteckten sich in Windeseile. Doch die alte, böse Geiß fand sie alle…
Walf fand sie unter einer Schüssel. Sie packte ihn und „wumms“, landete er oben in den Bäumen. Welf fand sie unter dem Tisch, nahm ihn auf die Hörner und „wumms“ saß auch er auf einem hohen Ast. Wolf versteckte sich unter dem Bett. Die Geiß spießte ihn auf. „Wumms“ war er oben. Wulf lag ganz flach ausgestreckt unter dem Teppich, die Geiß schnappte ihn meckernd und „wumms“ hing er kopfüber an einem hohen Ast. Wülf erging es nicht anders, auch sein Versteck im Schrank fand die tobende und laut meckernde Geiß. „Wumms“ landete er schon auf einer Astgabel und stöhnte leise.

Nur den kleinen Wolfi fand die Alte nicht. Aber sie war müde. So viel Böses zu tun, war anstrengend. Sie schaffte den Weg nach Hause nicht mehr und legte sich leise meckernd ins hohe Gras. Genau unter die Bäume in denen die Wolfskinder hingen und vor Schreck wie erstarrt waren.
Alsbald kam Vater Wolf nach Hause und fand sein Heim im Chaos.
Er rief nach seinen Jungen: „Walf, Welf, Wilf, Wolf, Wulf, Wülf?“
Niemand antwortete. Erst als Vater Wolf seinen Jüngsten rief antwortete Wolfi: „Ich bin hier Vater – im Uhrkasten hab ich mich versteckt.“
Glücklich zog der Vater Wolfi in seine Arme. Sofort erzählte der, was geschehen war und dass alle Geschwister oben in den Bäumen hingen. Vater Wolf half seinen Kindern mit einer langen Leiter herunter. Was freuten sich alle, wieder beisammen zu sein. Ein Gejuchze, na eigentlich Gejaule erscholl durch den Wald und weckte die alte, böse Geiß.

Alle sieben gingen grollend und zähnefletschend auf sie zu. Vater Wolf mittenmang. Da nahm die alte Geiß endlich Reisaus und verschwand auf Nimmerwiedersehen aus dem dunklen Wald. Was für eine Freude. Familie Wolf tanzte, lachte und war fortan sehr froh und glücklich…

Ende

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